Warum Schreibgeräte?

Da ich mich bei meinem Hobby auf die Verarbeitung von - im weitesten Sinne - „historischen" Hölzern spezielaisiert habe, sind diese endlich und oft nur in verhältnismäßig kleinen Mengen bzw. Maßen erhältlich. Wenn ich aus diesem wenigen Holz viel herausholen möchte, dann gibt es nur eine geringe Anzahl an Möglichkeiten: Ich könnte z.B. kleine Schachtel und Dosen basteln oder Holzschmuck herstellen. Da aktuell meine Leidenschaft beim Drechseln liegt, habe ich mich auf „nutzwerte“ Gegenstände von der Drechselbank entschieden: Schreibgeräte.
Schreibgeräte benötigen nur wenig Holz (ca.20x20x120mm) und es gibt sehr viele interessante Bausätze. Es bereitet viel Freude einen neuen „Stift“ zu planen: 1. geeignetes Holz suchen, 2. den passenden Bausatz finden, 3. das Holz zusägen und Bohren, 4. den Rohling drechseln, 5. eine perfekten Oberfläche herstellen und 6. den Stift zusammensetzen.
So entstehen viele Prototypen die ich in meiner Werkstatt sammle. Habe ich jedoch ein Schreibgerät zu meiner Zufriedenheit vollendet, schafft dieser den Weg aus der Werkstatt und findet als Gebrauchsgegenstand seine endgültige Bestimmung. Außerdem sind meine „Stifte" nicht selten ein beliebtes Geburtstags- bzw. Weihnachtsgeschenkt in der Familie und bei Freunden.

Warum Eiche?

Wer als Holzliebhaber die Xylothek (Holzsammlung) des Thünen Instituts in Hamburg besucht, wird vielleicht „erschlagen“ sein von den rd. 11.300 Holzarten - dargeboten in ca. 35.000 Exponaten. Viele tropische Holzarten sind heute allerdings wegen des anhaltenden Raubbaues und der Brandrodung vom Aussterben bedroht. Gefährdete Hölzer werden daher - genau wie Elfenbein - im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) unter Schutz gestellt und dürfen nicht mehr gehandelt werden. Zu den geschützten Hölzern gehören z.B. Ebenholz aus Madagaskar und Rio-Palisander. Auch wenn diese Hölzer einmalig schön sind, ist ihre Herkunft nicht selten zweifelhaft. Daher habe ich mich entschieden, überwiegend heimische Hölzer - insbesondere Eiche - zu verarbeiten. So bin ich ständig auf der Suche nach „neuen“ interessanten Hölzern und kann bei Fragen auf das fundierte Wissen meiner Frau (Diplom Holzwirtin) zurückgreifen.

Welche Rolle spielt der Whisky?

In den abgebildeten Fässern lagerte einst Bourbon und heute bester, schottischer Whisky. Sie liegen auf der Insel Islay in einem Lagerhaus der Brennerei Bruichladdich. Nach zehn, zwölf, fünfzehn etc. Jahren werden diese Fässer geleert und wenn möglich als second fill oder third fill Fässer wieder befüllt. Doch was passiert mit einem Fass, das - meist nach Jahrzehnten - endgültig ausgediehnt hat?
Es wird in seine Einzelteile: Fassdauben, Boden und Deckel sowie Eisenringe, zerlegt. Das Metall wird recycled und das Holz dient für einige Angestellte der Brennerei als günstiges Brennmaterial für den Winter. Meine Leidenschaft zum Whisky und zum Holz haben mich nach Schottland geführt. Auf Islay habe ich alle acht produzierenden Malt-Destillerien besucht, deren Whisky probiert und nach ausgedienten Fassdauben gesucht. Gleiches tat ich in den Lowlands bei Auchentoshan und Glenkinchie, den beiden letzten großen Malt-Destillerien im Süden Schottlands. Aus dem mitgebrachten Fassdauben habe ich mir zwei hochwertige Schreibgeräte gedrechselt, hergestellt aus amerikanischer Eiche, mit dem Geist schottischen Whiskys und deutscher Technologie.

Schottland

Neben meinem Faible für Holz genieße ich das Reisen. Seitdem ich mit dem Drecheln begonnen habe, verknüpfe ich meine Reisen zusätzlich mit dem Aufstöbern interessanter Hölzer. 2015 war ich zum Fotografieren und Whisky trinken in Schottland unterwegs. Primär zog es mich mit meinem Camper nach Islay, jener Insel, die für ihre rauchigen Whiskys bekannt ist. Auf Islay waren 2015 acht Destillen in Betrieb (Ardbeg, Bruichladdich, Bunnahabhain, Bowmore, Caol Ila, Kilchoman, Lagavulin, Laphroaig), jede bietet Führungen mit anschließendem Whisky-Tasting an. Allerdings habe ich es nicht geschafft alle Destillen zu besichtigen, da Islay auch seinen landschaftlichen Reiz hat und zusätzlich zum Wandern und Fotografieren einlädt.
Auf der Rückreise habe ich noch die Destillen ..., Auchentoshan und Glenkinchie besucht und z.T. besichtigt.Leider gelang es mir nicht, von jeder Destille eine oder mehrere Fassdauben zum Drechseln mitzubringen, da die meisten Betriebe ihre Fässer gar nicht mehr auf Islay einlagern bzw. andernorts auf dem Festland abfüllen. Insgesamt konnte ich aber feststellen, dass alle Mitarbeiter der Destillen sehr hilfbereit waren, als ich nach Holz für mein Hobby fragte und Schottland immer eine Reise wert ist.

USA

Meine Schreibgeräte stellen vermutlich die letzte Station im „Leben“ eines Stückes Eiche dar. Bei einer wertsteigernden Wiederverwertung gebrauchter, ausgedienter Whisk(e)yfässer spricht man neuerdings auch von „upcycling". In meiner Werkstatt handelt es sich jedoch bereits um die zweite Wiederverwertung. Zum ersten Mal werden die Fässer in Schottland wiederverwertet, da sie in Frankreich, Spanien, Portugal und vorallem in den USA „ausgemustert“ wurden. Nachdem ich 2015 in Schottland war und die erste Wiederverwertung erleben durfte, zog es mich an den Ursprung, d.h. an die „Geburtsstätte“ eines Whiskyfasses, und an jene Orte, wo die Whiskyfässer erstmalig befüllt und gelagert werden.
Also machte ich während eines Roadtrips von Dallas nach New York einen Abstecher nach Kentucky um die amerikanische Whiskey-Industrie (Bourbon-Industrie) näher kennenzulernen.
Mein erstes Ziel war die Kentucky Cooperage, jene Fassfabrik, die u.a. die Fässer für Makers Mark und Wild Turkey produziert. Eine Führung durch das Werk dauert rund eine Stunde und der Besucher erkennt welche Knochenarbeit in einem Whiskeyfass steckt, wenn es in Akkordarbeit gefertigt wird. Wie viele Fässer pro Tag das Werk verlassen, wollte man uns nicht verraten. Es werden aber über 700 Stück sein: Eine große, elektronische Tafel in der Produktion informiert die Mitarbeiter über die erbrachte Leistung.
Wer etwas Zeit nach Kentucky mitbringt, kann die wichtigsten Destillerien des Staates innerhalb von drei Tagen auf dem sogenannten Kentucky-Bourbon-Trail besuchen. Leider hatte ich weniger Zeit zur Verfügung und schaffte daher nur drei Destillerien: Maker’s Mark (alt), Wild Turkey (riesig) und Woodford Reserve (destilliert nach schottischem Vorbild). Außerdem lernte ich … kennen, den Betreiber des Staveshops. Er war so freundlich mir ein paar Dauben von Wild Turkey und Four Rosen zu schenken, da man in den Destillerien kaum eine Chance hat, Teile eines defekten Fasses zu ergattern.

Vom Fass zum Schreibgerät

Blank zusägen

Zuerst säge ich aus einem Stück Holz (Bohle o.ä.) ein sogenanntes Blank (2 x 2 x 11cm). Hierfür benutze ich meist zwei Japansägen, eine für den Längs- und eine für den Querschnitt.

Winkel einsägen

Amschließend säge ich unter einem Winkel von 68° das Blank in zwei Teile.

Verleimen

Nun muss eus zwei Teilen wieder ein Stück werden, Hierfür leime ich die ca. 2-3 mm dünn geschliffene Kohleschicht und leime diese ein.

Loch bohren

Damit die Mine in dem Schreibgerät Platz hat, muss ein durchgehendes Loch in das Blank gebohrt werden.

Messingröhrchen einleimen

Für die Stabilität wird als nächster Schritt ein Messingröhrchen mit PU-Kleber eingeleimt. Anschließend muss der Leim 24h trocken und aushärten.

rund drechseln

Am nächsteb Tag kann ich das Holz in die Drechselbank einspannen und dem Schreibgerät seine Form geben.

Oberfläche aufbringen

Ist das Drechseln beendet, verbleibt der halbfertige Stift in der Drechselbank, wird in mehreren Schritten geschliffen und erhält anschließend seine Oberfläche.

Zusammenbauen

Ist die Oberfläche getrocknet, kann das Schreibgerät zusammengesetzt werden. Hierfür werden einzelne Teile mit Hilfe der Drechselbank in das Röhrchen gepresst.