Rollerball - Kiesel

Bei dem Holz, aus dem dieses edle Schreibgerät gefertigt wurde, handelt es sich um Kieseiche, die in der vorliegenden Qualität nur sehr selten gefunden wird. Es stammt ursprünglich aus einem Kieswerk bei Höxter-Godelheim. Dort wurden Ende der 1970er Jahren mehrere (3-4) größere Fragmente subfossiler Eiche ausgegraben. Das Holz wurde in einem nahegelegenen Sägewerk zugesägt und als Alter hat man am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln im Jahre 1980 als kalibriertes C14-Datum 4820 (+/- 105 Jahre) vor Christus festgestellt. Teile des Holzes gelankten rund 10 Jahre später für genauere Untersuchungen nach Hamburg-Lohbrügge an die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH). Dort sollten die Rohdichte, das Quell- und Schwindverhalten sowie die mechanischen Eigenschaften der subfossilen Eiche bestimmt werden. Die Ergebnisse können Sie in dem Artikel, Holzeigenschaften einer subfossilen Eiche, von E. Schwab (1994) nachlesen (Link s.u.).
Ein großer Bohlenabschnitt der subfossilen Eiche aus Höxter-Godelheim wurde von einem Künstler aus ??? in rund 6000 Arbeitsstunden bearbeitet und befindet sich heute, das „Letzte Abendmahl“ von Leonardo DaVinci darstellend, in Rom im Vatikan. Andere, kleinere Abschnitte hat der Künstler G.P. Reichelt erhalten und u.a. ein beeindruckendes Mammut daraus geschnitzt (Link, s.u.). Die letzten zwei Holzscheit großen Abschnitte wurden - dankenswerter Weise - mir überlassen, um u.a. daraus Schreigeräte für die Familie des Finders zu fertigen. Das übrige Holz werde ich für meine eigene Schreibgeräteproduktion verwenden.
Obwohl die Eiche nie in einem Moor gelegen hat, weißt sie bei der Bearbeitung ähnliche Eigenschaften auf, wie Mooreichen, die über Jahrhunderte bzw. Jahrtausende unter Ausschluss von Sauerstoff in einem Moor lagen. Deutliche Unterschiede sind jedoch die Farbgebung des Holzes - es hat sich weder schwarz verfärbt, noch ist es anderweitig farblich stark verändert - sowie der Geruch während der Verarbeitung. Ein frisch gebohrtes bzw. gedrechseltes Stück dieser Eiche riecht nach Kieselsäure (vergleichbar mit dem Geruch eines explodierten Feuerwerkskörpers). Bei der Herstellung erster Stifte habe ich außerdem festgestellt, dass die eingeschlossenen Mineralien meine Drechseleisen - schneller als üblich - stumpf werden lassen. Die Untersuchungen durch E. Schwab haben jedoch ergeben, dass sich die subfossile Eiche durchaus für Schreibgeräte eignet.
Für die Formgebung, „endless“ (keine Metallkappe o.ä. am ende des Stiftes) nutze ich ein spezielles Mandrel (Einspannwerkzeug) aus Philadelphia, USA. Dieses Werkzeug erlaubt es mir, den gewählten Bausatz derart abzuwandeln, dass meine Schreibgeräte einen größeren Holzanteil haben. Der eingeleimte Holzspot in der Kappe ist übrigens ebenfalls eine typische Abwandlung bei meinen Stiften.

Gefertigt habe ich das Modell „Kiesel“ in der Ausführung Natur. Hier erhält das Holz nach seiner formgebenden Bearbeitung auf der Drechselbank eine auf Cellulose basierende Grundierung (frei von Toluol und Xylol), die unter anderem Porenschließend wirkt. Sie bereitet den Weg zur eigentlichen Endbehandlung mit einem Kunstharz-Lack auf Melamin-Basis. Vier Schichten dieses Lackes sowie eine Schicht mit Carnauba-Wachs machen den Stift äußerst strapazierfähig und widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse z.B. Schmutz oder Handschweiß, er ist dadurch überwiegend wasserbeständig und wärmeresistent. Dennoch bleibt die Struktur und damit die natürliche Haptik des Holzes weitestgehend erhalten.

Eines haben alle meine Schreibgeräte gemeinsam: Jedes ist ein Unikate!


G.P. Reichelt, MammutE. Schwab, Holzeigenschaften einer subfossilen Eiche

Natur

  • Kunstharz Lackierung

  • natürliche Haptik

  • seidenmatt

  • sehr strapazierfähig

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